Corona, Müller+Co

Ohne Kurzarbeit durch die Krise

„Wir hatten von Anfang an den Plan, ohne Kurzarbeit durch die Krise zu kommen. Wir haben es bisher geschafft.“ Lina Albrecht, Assistentin der Geschäftsführung von Müller + Co. Fenster und Türen, zieht bei allen Unsicherheiten und eventuellen Überraschungen in der Corona-Zeit ein vorsichtig optimistisches Fazit. Im Gespräch mit dem UA über die Situation in dem Unternehmen, das an den Standorten Brombach und Taunusstein 140 feste Mitarbeiter und 35 bis 40 Subunternehmer beschäftigt, sagt sie: „Es läuft so weit ganz gut.“

Dabei hat das Unternehmen durchaus turbulente Wochen hinter sich. Der Schutz der Belegschaft und der Kunden hatte von Anfang an Priorität. Lieferanten durften das Gebäude nicht mehr betreten. Es wurden Glasscheiben als Spuckschutz installiert, immer dort, wo es Publikumsverkehr gibt, oder in den Büros, wo Schreibtische gegenüberstehen. Natürlich war zu Beginn viel Homeoffice angesagt. Und es herrschte ein hoher Krankenstand, gerade in der Produktion: „Eben weil wir übervorsichtig waren und unseren Leuten gesagt, bei Halskratzen bleibt ihr zu Hause. Aber auch weil in dieser Zeit Krankschreibungen von Ärzten direkt auf 14 Tage erfolgten.“

Gerade in der Anfangszeit der Krise ist es bei Fenster Müller „drunter und drüber“ gegangen. Es gab den einen oder anderen Verdachtsfall. „Aber außer den Betroffenen zu sagen, bleibt zu Hause und wartet ab, konnte man nicht viel tun, weil die Gesundheitsämter überlastet waren“, berichtet Lina Albrecht. Mittlerweile würden Personen mit Symptomen direkt getestet, sodass man sehr schnell Entwarnung erhalte und damit natürlich besser planen könne. Die „Übervorsicht“ des Handwerksunternehmens in der Corona-Krise zahlte sich aus: „Wir hatten einen bestätigten Fall in der Belegschaft, aber der Mitarbeiter wurde nach seiner Rückkehr aus dem Skiurlaub ohne Symptome vorsorglich ins Homeoffice geschickt. Da zeigte er dann sehr spät sehr leichte Symptome und wurde positiv getestet. Aber zum Glück hat er niemanden bei uns angesteckt.“

Was die Geschäftsführung besonders gefreut hat: Zu Beginn der Krise gab es einen sehr hohen Krankenstand, es waren nur rund 50 Prozent der Mitarbeiter anwesend. Dennoch gab es in der Produktion keine Engpässe. Lina Albrecht: „Das wurde durch den tollen Einsatz der verbliebenen Mitarbeiter ausgeglichen.“ Und auch das „Reporting“ der Mitarbeiter klappe bis heute super: Wenn im Familienkreis ein Verdachtsfall auftrete, werde die Geschäftsführung sofort informiert und könne Maßnahmen ergreifen. Ein Vorteil in der Produktion sei es, dass in einer großen Halle produziert werde, in der Mitarbeiter nicht Schulter an Schulter arbeiten müssten.

Gewisse Einschränkungen gibt es im Verkauf, etwa bei der Zutrittsbegrenzung der Ausstellung am Wochenende, wenn die Firma personell nicht voll besetzt ist. Und natürlich herrscht Maskenpflicht bei Beratungen in der Ausstellung, für Berater ebenso wie für Kunden. Wo andere Unternehmen klagen, müssen kommt Fenster Müller bislang gut durch die Krise: Viele Menschen haben ein wenig mehr Zeit, bringen ihr Haus auf Vordermann, nutzen die Vorteile des vom Bund geschnürten Klimaschutzpakets, das 20 Prozent der Sanierungskosten bei der Einkommenssteuererklärung berücksichtigt. Vielleicht, so Lina Albrecht, gebe es durch Corona einen Effekt, der sich aber bislang mit anderen Faktoren gegeneinander aufhebe.

Einige nachvollziehbare Verschiebungen gebe es bei der Montage, etwa wenn Kunden zu Risikogruppe gehörten und verunsichert seien: „Wir versuchen, zu erklären, was für Vorsichtsmaßnahmen wir haben, Abstand halten, Handhygiene, im Bedarfsfall Maske. Und unsere Arbeit hat den Vorteil, dass der Kunde nicht im Raum anwesend sein muss.“ Überhaupt: „Beim Einbau neuer Fenster und Türen wird zwangsläufig immer gut gelüftet.“

Text: K. Hoeppe vom Usinger Anzeiger nach einem Interview mit Lina Albrecht, Assistentin der Geschäftsführung